Palantir: Warnsignale einer Blasenbildung?

Marktnews
18.08.2025
3 Minuten

🎧 Wir haben diesen Artikel auch als Podcast für dich eingesprochen. Du kannst dir die Analyse über Palantir ganz einfach auf Spotify anhören – hier klicken.

Für ein paar Tage im März 2000, als die Dotcom-Blase kurz vor dem Platzen stand, war Cisco das wertvollste Unternehmen der Welt. Heute dient der Netzwerkausrüster als abschreckendes Beispiel. 25 Jahre später hat der Datenanalyse-Anbieter Palantir mit einer Marktkapitalisierung von 430 Milliarden US-Dollar eine neue extreme Bewertung erreicht. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 600 und einem Preis-Umsatz-Verhältnis von rund 120 liegt Palantir weit über dem Niveau, das Cisco oder Google zu ihren Höchstzeiten hatten.

Der Markt preist hier ein nahezu perfektes, unendliches Wachstum ein. Um seine Bewertung auf das Niveau von Google zu dem bis dahin am höchsten Bewerteten Unternehmen (im Jahr 2005) zu bringen, müsste Palantir seinen Umsatz in den nächsten fünf Jahren um das 5,6-fache steigern. Dieses Fallbeispiel von Palantir veranschaulicht perfekt, warum wir als systematische, quantitative Investoren Bauchgefühle in klare Indikatoren und Entscheidungsregeln übersetzen.

Den Grundstein legen, um den Markt richtig „abzutasten“

Wenn wir durchs Leben gehen, sammeln wir Erfahrungen. Wirklich lernen können wir daraus aber nur, wenn wir hin und wieder einen Schritt zurücktreten, eine ganze Reihe von Ereignissen betrachten und uns fragen:

  • Was ist passiert?
  • Gibt es ein wiederkehrendes Muster?
  • Welche Lehren lassen sich daraus ziehen?

Manchmal – vielleicht ein- oder zweimal pro Jahrzehnt – erreichen die Märkte ein so extremes Hoch oder Tief, dass sich Handeln geradezu aufdrängt und die Wahrscheinlichkeit, richtig zu liegen, sehr hoch ist.

Anleger:innen haben bei „mittleren“ Situationen meist eine schlechte Trefferquote. Selbst wenn man recht hat, dass ein Markt etwas über- oder unterbewertet ist, kann ein leicht überteuerter Markt noch deutlich teurer werden – und umgekehrt. Würden kleine Fehlbewertungen immer sofort korrigiert werden, gäbe es gar keine Manien, Blasen oder Crashs.

Extreme verstehen – und nicht nur die Theorie

Wenn Märkte extrem hoch oder niedrig stehen, ist das Wichtigste, die treibenden Faktoren zu verstehen. Jeder kann Volkswirtschaftslehre und Bilanzanalyse lernen und verstehen, wie Märkte theoretisch funktionieren. Überdurchschnittliche Ergebnisse entstehen aber, wenn man die Lücke zwischen Theorie und realem Verhalten der Märkte erkennt – und nutzt. Das zentrale Element dabei ist die Psychologie der Anleger:innen.

Mein „Temperaturmessen des Marktes“ – die wichtigsten Bausteine:

  • Muster erkennen – Marktgeschichte studieren, um die heutige Situation besser einordnen zu können. Über lange Zeiträume schwanken Anlegerpsychologie und Marktzyklen auf eine Art, die erstaunlich verlässlich wirkt – trotz stark unterschiedlicher Ursachen, Zeitpunkte und Ausprägungen.
  • Zyklen verstehen – Sie entstehen aus „Übertreibungen und Korrekturen“. Starke Bewegungen in eine Richtung führen eher früher oder später zu einer Gegenbewegung als zu einer endlosen Fortsetzung.
  • Extremstimmungen erkennen – Wenn die Mehrheit glaubt, „es kann nur besser werden“ (und damit „es gibt keinen Preis, der zu hoch ist“ rechtfertigt), oder wenn sie überzeugt ist, „es kann nur noch schlimmer werden“ (und „jeder Verkauf ist ein guter Verkauf“), sind Preisniveau und Richtung oft nicht haltbar.
  • Konträr handeln, wenn es Sinn ergibt – In extremen Zeiten liegt der Gewinn meist im Handeln gegen die Masse. Aber: Das ist nicht dasselbe wie immer gegen den Konsens zu sein. Erfolgreiches Konträrsein heißt: Verstehen, was die Masse tut – wissen, warum sie es tut – erkennen, was daran falsch ist – und genau begründen können, was man stattdessen tun sollte – und warum.

Am Ende geht es um klare Beobachtung und nüchterne Einschätzung – nicht um komplizierte Modelle oder Zahlenakrobatik. Es geht darum sich bewusst zu sein, was der Haupttreiber ist: Emotionen. Und um davon zu profitieren: Die Eigene Emotionalität im Griff behalten – Abstand zum Herdendenken wahren, nicht mitlaufen.

Unsere Checklist, um eine Blase zu erkennen

Eine Blase liegt für uns vor, wenn folgende Punkte in starkem Maß zusammentreffen:

  • Hohe Preise im Vergleich zu traditionellen/historischen Bewertungsmaßstäben – z.B. CAPE Yield, Barwert künftiger Cashflows im Verhältnis zu den Zinsen.
  • Nicht nachhaltige Erwartungen – etwa das Fortschreiben hoher Umsatz- oder Gewinnwachstumsraten.
  • Viele neue (unerfahrene) Käufer:innen, angelockt von stark gestiegenen Kursen („heißer Markt“).
  • Breit geteilte, optimistische Stimmung („bullish sentiment“).
  • Hoher Fremdkapitaleinsatz bei Käufen.

Diese Kriterien wenden wir regelmäßig an, um Blasentendenzen zu erkennen. Schauen wir damit aktuell auf den US-Aktienmarkt, wirkt er – vor allem in den besonders stark gelaufenen und medial beachteten Segmenten – als eher „blasig“. Insgesamt liegt der Markt im sehr teuren Segment im Vergleich zur Historie und anderen Märkten (92. bzw. 89. Perzentil) – nicht weit weg von historischen Extremphasen.

Eine Blase lässt sich niemals beweisen und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass es bedeutet, dass es bald zu einer Korrektur kommt. Aber je teurer der Markt ist, desto leichter kann die Zukunft enttäuschen und desto weiter ist der Weg nach unten.

Der Markt kann lange irrational sein, aber langfristig wachsen Bäume nicht in den Himmel. Langfristig geht es immer ums Gleiche: The hard reality of Cash-Flows. Was bekomme ich (Cash-Flows) und was zahle ich dafür (Preis).


David Mayer-Heinisch

Gründer & Geschäftsführer

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