Tune out the noise: Die Geschichte vor der Geschichte

Marktnews
10.11.2025
4 Minuten

Was auch immer am Markt passiert – oder nicht passiert: Langfristig entscheidet die fundamentale Bewertung über die zukünftige Rendite. Kurzfristig dominieren Zufall, Stimmungen und Schlagzeilen. Auf lange Sicht gilt jedoch die einfache Regel: Desto besser der Preis zum Kaufzeitpunkt, desto besser das Ergebnis. Denn nachweislich kehrt alles – von Gewinnen über Zinsen bis zu Bewertungen und Erwartungen – irgendwann zu einem langfristigen Durchschnitt zurück.

Gerade die US-amerikanische Erzählung, bestehend aus Gründergeist und technologischer Sprunginnovation, fand in den letzten 15 Jahren perfekt zur überlegenen Rendite. Wer daran zweifelte, fühlte sich lange falsch positioniert. Man muss sich jedoch klarmachen: Märkte sind keine Spiegel für Weltanschauungen – sie sind schlicht Preismaschinen, die Erwartungen abbilden.

Die eigentliche Frage

Das Entscheidende passiert bereits, bevor die Geschichte bekannt wird: ex ante. Wir sagen: "KI wird wichtig, also steigen die Kurse." Aber "wichtig" allein genügt nicht. Was zählt, ist, wie viel dieser Wichtigkeit bereits im Preis enthalten ist. Die eigentliche Frage lautet dann: Wie stark kann die Realität die bereits eingepreisten Erwartungen übertreffen?

An dieser Stelle wird es unangenehm. Erwartungen sind keine Fakten, sondern lediglich Projektionen. Hängen sie zu hoch, genügt schon ein kleiner Rückschlag, um Märkte kippen zu lassen. Liegen sie zu tief, reicht ein Funke Hoffnung, um eine Rallye auszulösen. Kurzfristig ist das Zufall. Langfristig ist es reine Statistik. Rendite entsteht nicht aus Schlagzeilen, sondern aus Cashflows und Zeit. Nicht aus Geschichten, sondern aus fundamentalen Bewertungen. Das ist der Kern von "tune out the noise": Wer langfristig investiert, muss klar zwischen der bloßen Interpretation und der harten Information unterscheiden.

Die Macht des langen Horizonts

Die nachstehende Grafik veranschaulicht diesen fundamentalen Zusammenhang eindrücklich, indem sie die zukünftige Performance (Y-Achse) in Relation zur initialen Bewertung (X-Achse, gemessen anhand der CAPE-Ratio) in den USA setzt:

Performance und Bewertung
Performance und Bewertung


Im 1-Jahres-Chart dominiert das Chaos. Die Renditepunkte sind breit gestreut und zeigen kaum Korrelation zur Bewertung. Selbst hohe Bewertungen können kurzfristig noch gute Ergebnisse liefern – ein reiner Zufall.

Der 10-Jahres-Chart offenbart die mathematische Ordnung. Das Muster ist eindeutig: Je höher die Bewertung beim Kauf, desto geringer die spätere Rendite (klar abfallende Trendlinie). Wer teuer (weiter rechts im Graph) kauft, erzielt tendenziell geringere Renditen; wer günstig kauft, höhere.

Rendite Aktien

Der Boxplot verdeutlicht, dass die Bandbreite möglicher Renditen mit der Dauer der Anlage signifikant enger wird und sich im positiven Bereich stabilisiert.

Teure Märkte – alternativlos?

Als Aktionär muss man sich immer fragen, ob die erwartete Rendite das eingegangene Risiko rechtfertigt. Wenn Bewertungen hoch sind, lohnt sich der Blick auf Alternativen – etwa andere Regionen oder Anlageklassen. Denn auch im Vergleich zu Anleihen war die Rendite langfristig nach teuren Einstiegen meist geringer. Gerade in solchen Phasen zählt: Chancen suchen, wo das Verhältnis von Preis und Risiko noch stimmt.

Überrendite Aktien und Bewertung
Überrendite Aktien und Bewertung
Anleihen vs. Aktien

Also: Je länger der Anlagehorizont, desto stärker dominiert die fundamentale Bewertung die Rendite und desto weniger Einfluss hat der kurzfristige "Noise".

Fazit: In Relation investieren

Bewertungen sind der Kompass durch den Lärm: Je höher die aktuelle Bewertung, desto geringer die zu erwartende Rendite. Je niedriger, desto größer das künftige Potenzial. Dies ist kein Versuch, die Zukunft zu erraten, sondern der konsequente Versuch, sie richtig zu bezahlen.

Aus diesem Grund investieren wir bei froots nicht in Erzählungen, sondern in klare Relationen. Wir hören den Geschichten des Marktes zu, aber wir bleiben fundamental skeptisch. Denn wir wissen: Geschichten bewegen die Märkte, doch die Bewertungen bestimmen den tatsächlichen Ertrag.

  • Kurzfristig ist vieles Zufall.
  • Langfristig ist alles Bewertung.

Unser Motto bei froots: Tune out the noise. Focus on what endures.


Über das froots Market Insight: Mit unseren monatlichen Market Insights wollen wir Distanz zum Lärm der Märkte schaffen. Unsere Analysen beruhen auf der gleichen Logik, mit der wir investieren: bewertungsorientiert, antizyklisch und datenbasiert – gemessen mit froots360, unserem hauseigenen Bewertungssystem. Wer verstehen möchte, was unser Investmentansatz für die eigenen finanziellen Ziele bedeuten könnte, kann ein persönliches Gespräch vereinbaren, oder einen unverbindlichen Anlagevorschlag anfordern.

Camillo Auersperg

Senior Analyst

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