Die unterschätzte Macht der Diversifizierung

Marktnews
14.12.2022

In der Welt der Investitionen gibt es oft Schwankungen – selbst erfahrene Anleger:innen können dabei ins Schleudern geraten. Doch was wäre, wenn es eine Möglichkeit gäbe, diese Höhen und Tiefen zu minimieren und dennoch die gesteckten finanziellen Ziele zu erreichen?

An dieser Stelle kommt eine der fundamentalsten Regeln der Anlagewelt ins Spiel: die Diversifizierung. Sie trägt wesentlich dazu bei, das Risiko zu minimieren und die Gesamtperformance des Portfolios zu stabilisieren und sogar zu erhöhen.

Aber was bedeutet Diversifikation eigentlich? Warum ist sie insbesondere bei der Geldanlage von so großer Bedeutung, und welche verschiedenen Ebenen der Diversifizierung gibt es?

Was bedeutet Diversifizierung

„Setze nicht alles auf eine Karte!“, lautet ein Sprichwort, das das Konzept der Diversifizierung auf den Punkt bringt. Ganz besonders berücksichtigt werden sollte diese Lebensweisheit, wenn es ums Anlegen geht. Ein Beispiel: Eine Investorin steckt ihr gesamtes Vermögen in eine einzige Aktie.

Legt diese Aktie um 50% zu, steigt zwar ihr gesamtes Vermögen auch um 50%, dasselbe gilt bei einem Wertverlust jedoch auch in die andere Richtung. Verluste bei einer einzelnen Aktie würden sich direkt und ungefedert auf das Gesamtvermögen auswirken.

Wenn die Aktie im Extremfall wertlos wird, verliert die Investorin ihr gesamtes Vermögen. Dieses Beispiel zeigt: Auch ein ehemals gutes, weil günstiges Investment, kann sich aufgrund von Marktentwicklungen zu einem schlechten Investment entwickeln. Wenn dieser Titel im Portfolio dann auch noch stark übergewichtet ist, ist die Stabilität des Portfolios in Gefahr.

Warren Buffett sagte in diesem Zusammenhang einst: „The first law of capital allocation is that what is smart at one price is dumb at another.“ (Dt.: „Das erste Gesetz der Kapitalallokation besagt, dass das, was zu einem bestimmten Preis clever ist, zu einem anderen schlecht ist.“)

Um dieser Börsenweisheit Rechnung zu tragen, sollte daher immer diversifiziert werden. Durch Diversifizierung schützt man das Portfolio vor Schwankungen und kann eine attraktivere Rendite erzielen, ohne ein unnötig hohes Risiko einzugehen.

Zwar wird es dadurch auch unwahrscheinlicher, kurzfristig extrem hohe Renditen zu erzielen– doch langfristig sind diese ohnehin nur in den seltensten Fällen zu halten. Daher messen sich seriöse Investor:innen nicht an ihrer kurzfristigen (z.B. 1-Jahres-) Rendite.

Essenziell ist vielmehr die Fähigkeit, langfristigen Wertzuwachs (5-10 Jahre) zu verzeichnen. Diversifizierung ist eines der zentralen Werkzeuge, um das zu erreichen.

Drei Ebenen der Diversifizierung

Eine umfassende Streuung ist also entscheidend für den Anlageerfolg. Obwohl vielen Anleger:innen die Bedeutung der Diversifizierung bekannt ist, ist die Umsetzung oft problematisch.

So besteht der weit verbreitete Irrglaube, dass der Kauf von ETFs ausreichend sei, um eine angemessene Diversifizierung des Portfolios zu erreichen. ETFs (Exchange Traded Funds) sind Fonds, die bestimmte Indizes abbilden und es dem Anleger ermöglichen, Anteile an einem breiten (meist Aktien-) Portfolio zu erwerben.

Für eine umfassende Diversifikation des Gesamtportfolios reicht ein ETF einer Anlageklasse jedoch nicht aus. Aber wie streut man überhaupt richtig und welche Funktion können ETFs dabei wirklich erfüllen? Wir haben die Diversifizierungs-Schritte entlang des gesamten Anlageprozesses in drei Ebenen unterteilt:

  1. Anlageklasse

Am Beginn des Investitionsprozesses steht die Frage, in welche Vermögenswerte investiert werden soll. Und genau hier sollte man das erste Mal diversifizieren, denn es gibt es eine unglaubliche Fülle an Anlageklassen wie Rohstoffe (z. B. Gold), Anleihen oder Aktien. Jede dieser Anlagemöglichkeiten hat ihre eigenen, äußerst spezifischen Eigenschaften.

Wie bei der Zubereitung einer Mahlzeit ist es nur selten sinnvoll, lediglich eine Zutat zu verwenden. Was zählt, ist viel mehr die perfekte Abstimmung der verschiedenen Zutaten. 

Als Investor:in steht man vor einer ähnlichen Aufgabe: Die unterschiedlichen Eigenschaften der Anlageklassen müssen perfekt aufeinander abgestimmt werden, damit das Portfolio langfristig stabil ist, eine kontinuierliche Rendite abwirft und zu den Zielen der Investorin passt.

Unterscheidungsmerkmale der Anlageklassen sind beispielsweise Volatilität, Kosten, Eintrittsbarrieren, aber auch die Korrelationen der Anlagen, sowohl zueinander als auch zu externen Faktoren (Bsp.: wenn Zinsen steigen, fallen meist die Preise für Aktien, während die Preise für neue Anleihen steigen).

Am Ende des Prozesses steht eine individuell angepasste Streuung des Vermögens in übergeordnete Anlageklassen. So wird der maximale Nutzen aus den unterschiedlichen Eigenschaften der Anlageklassen gezogen.

  1. Sub-Anlageklassen

Nun kennt man also den Rahmen, in dem man sich bewegt. Am Ziel befindet man sich damit aber noch nicht. Denn auch innerhalb der Anlageklassen gibt es große Unterschiede.

Gerade bei Aktien wird dies besonders deutlich: während der COVID19-Pandemie implodierten die Aktienkurse von Reiseanbietern regelrecht. Viele verloren über 90%. Gleichzeitig erlebte die Technologiebranche einen enormen Boom.

Die Technologiebörse NASDAQ100 konnte beispielsweise von Anfang 2020 bis Ende 2021 um mehr als 100% zulegen. Seitdem die Pandemie praktisch keinen Einfluss mehr auf das Wirtschaftsgeschehen hat, haben sich die Verhältnisse allerdings wieder umgekehrt.

Auch bei Rohstoffen sind oft völlig konträre Korrelationen zu beobachten: Während Gold in Zeiten von Wirtschaftsbooms eher weniger gefragt ist und dafür in Krisen an Wert zulegen kann, verhält es sich bei dem Rohstoff Erdöl genau umgekehrt. Für die Bewertung von Anleihen ist die Laufzeit ein wichtiger Faktor.

Werden neue Anleihen mit höheren Zinsen ausgegeben werden, kann der Wert von älteren Anleihen mit niedrigeren Zinsen sinken. Das liegt daran, dass die Halter der älteren Anleihen für den Rest der Zeit, in der sie gebunden sind, einen niedrigeren Zinssatz erhalten.

Je nach Zinssituation können daher langfristige Anleihen deutliche Schwankungen in ihrem Wert aufweisen. Der Grund: Eine längere Laufzeit bedeutet, dass das Geld langfristig zu einem niedrigen Zinssatz gebunden ist.

Auch innerhalb der Assetklassen gibt es also große Unterschiede. Branchen entwickeln sich unterschiedlich, Rohstoffe haben völlig konträre Korrelationen und der Wert von Anleihen hängt stark von ihrer Laufzeit und dem Zinsumfeld ab.

Um das eigene Portfolio auf einem stabilen Fundament aufzubauen, müssen daher auch die Bestandteile der Sub-Anlageklassen perfekt aufeinander abgestimmt werden.

  1. Einzeltitel

Der letzte wichtige Aspekt ist die Anzahl an Einzeltiteln. Wird beispielsweise nur eine Handvoll Aktien für die ausgewählten Branchen oder Regionen gekauft, besteht nach wie vor ein großes Klumpenrisiko.

Um dieses Risiko zu vermindern, ist es essenziell, auch innerhalb der Sub-Assetklassen auf eine breite Basis an Titeln zu setzen. Genau hier kommen die oft so beliebten ETFs ins Spiel, die Indizes wie beispielsweise den NASDAQ100, den DAX oder den S&P500 kostengünstig abbilden.

Wie schon der Name mancher dieser Indizes zeigt, umfassen sie oft 100, und teilweise über 1.000, Einzeltitel aus ausgewählten Branchen, Ländern oder Unternehmen.

Möchte man also beispielsweise breit diversifiziert in den Gesundheitssektor oder in kurzfristige Anleihen investieren, sucht man schlichtweg ETFs, die diese Bereiche abdecken. Zusätzlich praktisch: Um in den Index zu kommen, müssen die Titel gewisse Kriterien erfüllen.

Wenn Titel aus dem zugrundeliegenden Index ausscheiden, scheiden sie auch automatisch aus dem ETF aus. Würde man alle diese Wertpapiere selbst kaufen, müsste man nicht nur mehr Geld dafür aufbringen, sondern man müsste sich auch aktiv damit beschäftigen, welche Titel man weiterhin hält und welche man abstößt.

Mit einem ETF hat man diese Probleme nicht. Die folgende Grafik zeigt deutlich, dass das Risiko mit einer zunehmen Anzahl von Titeln sinkt. Dies gilt jedoch nicht unbegrenzt: ab einer gewissen Höhe von gehaltenen Titeln wird keine positive Wirkung mehr auf die Risikoreduktion erzielt. Mehr ist also nicht immer gleich gut.

diversifizierbares-risiko
Darstellung diversifizierbares Risiko

Fazit

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Diversifizierung eines Portfolios für die langfristige Stabilität und Rendite entscheidend ist.

Die meisten Anleger:innen diversifizieren jedoch entweder gar nicht oder nicht richtig. Um ein Portfolio effektiv zu diversifizieren, ist ein breites Wissen über Anlagemöglichkeiten sowie ein Verständnis der mikro- und makroökonomischen Faktoren, die den Markt beeinflussen, erforderlich.

Denn eine heute perfekt abgestimmte Diversifizierung kann morgen schon wieder überholt sein. Die Faktoren, die die Performance der verschiedenen Anlagen beeinflussen, ändern sich regelmäßig (Krisen, Zinsumfeld, etc.).

Das bedeutet, dass sich die Risiko- und Renditeprofile der Anlageklassen ändern, und die Zusammensetzung des Portfolios entsprechend angepasst werden muss.

Eine weit verbreitete Börsenweisheit lautet: „There is no free lunch.“ (Bedeutung: Ein höherer Gewinn hat immer einen Preis, größtenteils in Form von höherem Risiko).

Diversifizierung ist eine der wenigen Anlagestrategien, für die diese Regel nicht gilt. Denn sie verringert das Risiko und steigert gleichzeitig die langfristige Rendite und Stabilität des Portfolios.


Dirk van Wassenaer

Gründer & Marketing

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